Albert Darboven: „Ich hatte immer nur Kaffee im Kopf“
Albert Darboven führt seit über 50 Jahren das Kaffee-Imperium Darboven. Foto: Darboven
Albert Darboven führt seit mehr als 50 Jahren das Kaffee-Imperium Darboven. Der frische Kaffee steht schon auf dem Tisch, als TAGEBLATT-Redakteurin Barbara Glosemeyer ihn zum Gespräch am Firmensitz in Hamburg-Billbrook trifft.
Albert Darboven: So acht bis zwölf Tassen trinke ich am Tag und immer schwarz. Vor einigen Jahren waren es noch bis zu 15 Tassen am Tag, aber das schaffe ich heute nicht mehr, weil sich mein Zeitrhythmus geändert hat. Ich gehe heute früher schlafen. Aber ich trinke auch Kaffee, bevor ich schlafen gehe, und schlafe umso besser, wenn ich weiß, dass andere Leute noch mehr Kaffee trinken (lacht).
Ich durfte 1949 als 13-Jähriger an meinem Konfirmationstag meine erste Tasse Kaffee trinken.
Nein. Das wird immer erzählt, aber Wissenschaftler und Pharmakologen haben inzwischen bewiesen, dass Kaffee durchaus ein Heilmittel sein kann.
Nach den Kriegs- und Bombenjahren, die ich als Kind erleben musste, waren meine Mutter und ich auf dem Sprung, zu einem Vetter meiner Mutter in die USA auszuwandern. Wir warteten bei meinem späteren Adoptivvater, der der Onkel meiner Mutter war, in Hamburg auf die Ausschiffung. Er redete dann Tacheles mit meiner Mutter und sagte: „Du wanderst nicht aus, Du zeigst mir mal deinen Sohn.“ Kurz danach habe ich von meinem Adoptivvater schon die ersten Ansagen bekommen. Er entschied auch, dass ich ins Internat Louisenlund kam.
Ich glaube ja. Wenn Sie als Kind mit acht Jahren an der Panzerfaust ausgebildet werden, Bombennächte erleben, die Großeltern durch einen Bombenangriff verlieren und Hunger leiden, dann wissen Sie es als Glück zu schätzen, daraus gerettet zu werden. Meine Mutter, die Adoption, meine Schulzeit in Louisenlund und mein Lehrherr, der Hamburger Kaffeeimporteur Bernhard Rothfos, haben mein Schicksal geprägt und mich auf meinen Weg geführt.
Es sind tiefe Eindrücke geblieben und ein Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, menschlich zu bleiben – und vor allem tolerant, auch in Glaubensfragen. Frieden ist Grundvoraussetzung für alle Menschen. Deshalb setzen meine Frau Edda und ich uns in unserer gemeinsamen Stiftung heute für Friedensprojekte ein. Nach Kriegsende habe ich zum ersten Mal einen Schwarzen gesehen und den amerikanischen Soldaten sofort angeboten, dass meine Mutter ihre Wäsche waschen kann. Es war beeindruckend und rührend, wie freundlich die GIs auf uns zukamen – trotz all ihrer Kriegserfahrungen und schrecklichen Erlebnisse. Das werde ich nie vergessen.
Dass ich bei der Qualität nie Kompromisse gemacht habe.
Ich habe mich zur Verfügung gestellt, weil unsere Werbeagentur das gut fand. Das fand ich auch deshalb sinnvoll, dass der Verbraucher sofort erkennt, dass jemand mit seinem Namen und seinem Gesicht für den Kaffee bürgt. Ich wollte Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufbauen. Und das ist uns gelungen.
Sofort. Wir tragen uns sogar mit dem Gedanken, etwas Vergleichbares noch einmal zu starten.
Nein. Ich habe schon 1973 angefangen, Kaffee in Kapseln bei einer Firma in Mailand abfüllen zu lassen und für die Gastronomie mit den dazu gehörenden Maschinen nach Deutschland importiert. Als Nestlé die Mailänder Firma aufkaufte, bin ich ausgestiegen und auf Pads umgestiegen.
Falsch. (lacht) Wir waren immer entwicklungsfreudig, wenn es was Neues gab. Ich bin eine Kämpfernatur, das habe ich von meinem Adoptivvater gelernt. Dass die Kapseln eine große Zukunft haben, kann ich mir nicht vorstellen. Damit wird zu viel Müll produziert, der noch die Generation unserer Ur-Enkel belastet. Pads dagegen können Sie als Dünger für Blumenbeete verwenden.
Absolut ja. Der große Schirm ist die Zuverlässigkeit. Ich bin ein Beispiel dafür. Wir müssen Ordnung erhalten, sonst gehen uns die guten Sitten flöten.
Das kommt drauf an, wenn es erforderlich ist. Ansonsten bin ich zuerst ein Mensch und habe auch ein Herz.
... ach, dieses Thema hat mich immer wieder genervt. Dieser kleine braune Hut war in den Sechzigern als Freizeithut für Offiziere vom britischen Militär erlaubt worden. Den habe ich zum Derby in Hamburg-Horn getragen statt der üblichen Melone. Und als ich ihn dann mal nicht aufhatte, fragten alle Journalisten sofort nach. Du meine Güte. Seitdem trage ich ihn immer zum Derby, aber auch nur zum Derby.
Natürlich, warum denn auch nicht? Ich war ein junger Kerl, fröhlich und munter. Mein gelebtes Leben ist mein Kapital – mit allen Fehlern, die ich aber nicht noch einmal machen möchte. Mein Leben hat mir Spaß gemacht.
Bestimmt. Aber früher war das anders, da war die Reeperbahn noch zahm. Ich war dort ziemlich bekannt und die Portiers sagten aus Spaß gern zu mir: „Guten Abend, Herr Tchibo“ (lacht). Aber dann wurde der Inhaber vom Café Keese entführt und ein guter Freund erschossen. Als ich nach den Anschlägen wieder ins Café Keese kam, sagte die Dame hinter dem Tresen, bei der wir immer anschreiben lassen konnten: „Lass dich hier nie wieder blicken. Die haben dich auch auf dem Kieker.“ Ich habe mich nicht daran gehalten.
Ich habe nicht das Gefühl.
Auf einem sehr guten Weg. Im ehemaligen Freihafen entsteht der neue Stadtteil Hafencity und endlich wachsen, viel zu langsam, Hamburg und Harburg zusammen.
Wir haben zu viele Baustellen und die Schlaglöcher werden nicht rechtzeitig zugeschüttet. Das ist es.
Ich konzentriere mich gern auf eine Sache und hatte immer nur Kaffee im Kopf. In der Politik müsste ich immer ein Auge auf den Wahlzettel haben. Dann hätte ich eine gespaltene Seele und wer will das schon.
Das macht mir Sorge. Ich verstehe auch nicht, dass man nicht einen Modus Vivendi findet, diese Leute zu stoppen. Wir sollten uns über eine so lange Friedenszeit freuen. Doch die Aggression liegt leider auch in der Natur des Menschen.
Ist doch großartig, dass sich junge Leute einbringen, um das Klima zu verbessern. Aber ob es nun gerade während der Schulzeit sein muss, weiß ich nicht.
Dass man immer versuchen sollte, einen friedlichen Konsens zu finden. Man ist nicht allein auf dieser Welt.
Bauunternehmer. Ich liebe es, mit meinen Händen etwas herzustellen – zum Beispiel Skulpturen aus Edelmetall zu formen, und auch das Darboven-Signet habe ich selbst entwickelt. Handwerk mochte ich schon zu meiner Schulzeit.
In unserer Familie hat die Begeisterung für Pferde eine lange Tradition. Dass alle großen Kaffee-Familien in Pferdezucht machen, ist ein einziger großer Zufall.
Bitte ergänzen Sie ...
Ich halte mich fit ... ,indem ich mich gesund ernähre, mir Ruhepausen gönne und früh schlafen gehe.
Am besten entspannen kann ich ... ,wenn ich mit netten Menschen zusammen bin.
Mein Lieblingsplatz in Hamburg ist ... mein Zuhause, das Gestüt und die Firma.
Meine Stärke ist ... ,dass ich mich so schnell nicht unterkriegen lasse.
Eine Schwäche von mir ist ... Ungeduld.
Alter ist ... erfüllend, wenn man die Augen und Ohren sein Leben lang offen hält und aus diesem Erfahrungsschatz schöpfen kann.
Geld ... hat man. Geld taugt aber nicht zum Glück.
Das Wichtigste in meinem Leben ist ... ,dass ich weiterhin gesund bleibe.
Zur Person
Albert Darboven wurde am 15. April 1936 in Darmstadt geboren. Seit 1973 ist er in zweiter Ehe mit Edda Prinzessin von Anhalt verheiratet. Von 1953 bis 1956 macht er eine kaufmännische Ausbildung bei der Handelsfirma Bernhard Rothfos, Hamburg. Nach dem Abschluss geht er 1956 bis Anfang 1960 für die Firma Rothfos nach El Salvador und Costa Rica. Es folgen weitere Tätigkeiten für diese Firma in Nicaragua und in England bei der Firma Truxo Ltd.
1960 kehrt er nach Hamburg zurück und tritt in die elterliche Firma J.J. Darboven ein. Er ist begeisterter Pferdezüchter und engagiert sich vielfältig im Galopp- und Reitsport. Außerdem ist er unter anderem Vorstand der Hanne Darboven Stiftung.