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Die mit den Tieren spricht

Merja Molander-Wichert mit ihrem Hund Lilly. Foto Lepél

Merja Molander-Wichert mit ihrem Hund Lilly. Foto Lepél

Manche halten es für Quatsch, andere suchen ihre Hilfe: Merja Molander-Wichert kommuniziert mit Tieren und hat so schon einigen Vierbeinern und deren Besitzern geholfen.

Von Sabine Lepél Montag, 22.10.2018, 10:00 Uhr

Das soll die Frau sein, die mit den Tieren spricht? In der Tür des gepflegten Reihenhauses in Neu Wulmstorf steht alles andere als eine überdrehte Esoterikerin. Merja Molander-Wichert sieht aus wie die bodenständige Nachbarin von nebenan. Sie trägt eine flotte Kurzhaarfrisur. Und wenn sie lacht, bekommt sie die offenen Gesichtszüge eines Menschen, der sehr gern Spaß hat. Mund und Augen erinnern dann ein wenig an Pippi Langstrumpf in der Mitte ihres Lebens. Wie eine Hexe sieht die Neu Wulmstorferin nun wirklich nicht aus.

Und doch ist sie manchen Menschen ein wenig unheimlich, wenn sie von ihrer unkonventionellen Tätigkeit spricht. Ihrer „Gabe“, wie Molander-Wichert sagt. Sie ist Tiertelepathin und Reiki-Meisterin für Vierbeiner.

Im Klartext: Merja Molander-Wichert kommuniziert mit Tieren. Doch sie liest nicht aus deren Bewegungen, wie es Pferde- oder Hundeflüsterer tun. Sie tritt mit ihnen in einen direkten gedanklichen Dialog. Über Telepathie. Und dafür muss sie das entsprechende Tier nicht einmal leibhaftig vor sich haben. Ihr reicht ein Foto.

„Oft bin ich die letzte Anlaufstelle vorm Einschläfern oder dem Schlachter“, sagt Molander-Wichert. „Wenn ich in Kontakt mit den Tieren stehe, zeigen sie mir so etwas wie einen kleinen Film oder Bilder und sie vermitteln mir Gefühle wie Freude, Einsamkeit, Traurigkeit oder Schmerz.“ Über diese Gedankenübertragung könne sie dem Tier Fragen stellen und bekomme Antworten. „So habe ich schon vielen Besitzern geholfen, wenn sie Schwierigkeiten mit ihrem vierbeinigen Liebling haben, dieser krank ist oder sie einfach wissen wollen, wie es ihrem Haustier geht“, sagt die Tierkommunikatorin selbstbewusst. Insbesondere manche Pferde bewiesen dabei auch eine gehörige Portion Humor, meint die gebürtige Finnin.

Manche mögen das zum Wiehern finden, andere fahren voll darauf ab. Die Kurse, die Merja Molander-Wichert regelmäßig anbietet, sind meistens schnell ausgebucht. Überwiegend Frauen möchten von ihr mehr über das Sprechen mit Tieren erfahren. „Die verraten aber manchmal nicht einmal ihrem Mann, wo sie hingehen“, sagt Molander-Wichert.

Dabei sei der telepathische Austausch doch etwas ganz Normales: „Alle Kinder können das. Und es gibt diese spezielle Telepathie zwischen Mutter und Kind. Diese Gaben werden aber nicht gefördert und schlafen irgendwann ein.“ Viele hätten doch schon erlebt, dass sie an jemanden denken– und just in dem Moment ruft derjenige an. Merja Molander-Wichert glaubt fest an ihre Fähigkeit, mit Tieren zu sprechen. „Ich habe ja nicht irgendwo einen Kursus gebucht, sondern konnte das schon immer“, sagt sie. „Als Kind habe ich gedacht, jeder Mensch ist dazu fähig.“

Dort, wo sie herkommt, liegt den Menschen das Unerklärliche vielleicht noch etwas näher. „Meine Heimat befindet sich etwas südlich vom Polarkreis, wo früher die Robbenjäger ihre Dörfer hatten“, sagt Molander-Wichert. Mütterlicherseits liegen ihre Wurzeln in Lappland bei den Rentierbauern und Samen. Dort wuchs die kleine Merja auf einem Bauernhof auf, auf dem Tiere immer Teil ihres Lebens waren und wo Elche, Wölfe, Braunbären und Luchse durch die Gegend streiften. „Es war ein Leben mit der Natur“, sagt sie. „Eingesät wurde nach den Mondphasen, und wenn jemand krank war, kam erst einmal die Kräuterhexe.“ Nach dem Abitur verließ die junge Merja das finnische Dorf, um Sozialpädagogik zu studieren. Während des Studiums traf sie ihren deutschen Ehemann in Kilpisjärvi, hoch oben in Lappland am Fuß des heiligen Bergs Saana. „Ich bin seinetwegen nach Deutschland umgezogen, wir haben eine Tochter“, berichtet die Diplom-Sozialpädagogin.

Molander-Wichert hat keine Scheu zu beschreiben, wie eine Kontaktaufnahme zu einem Tier abläuft. „Es passiert entweder vor Ort oder über ein Foto“, sagt sie. Sie benötige den Namen, das Alter und das Geschlecht des Tieres, zu dem sie in Gedankenaustausch treten soll. Um sich ins Tier einzufühlen, müsse sie den Kopf komplett ausschalten: „Es dürfen keine anderen Gedanken mehr in ihm kreisen. Das ist dann so ein ähnlicher Zustand wie kurz vorm Einschlafen.“ Sei dieser trance-artige Zustand erreicht, stelle sie dem Tier die Fragen, die die Besitzer ihr mit auf den Weg gegeben haben. „Irgendwann verabschiede ich mich von dem Tier. Danach ist es ein bisschen so, als hätte ich geträumt.“

Im Anschluss an die Sitzung schreibe sie das Mitgeteilte auf. „Manchmal kommt dabei auch etwas Negatives heraus, dann muss ich die Besitzer auffangen und aufbauen. Ich kann keine Diagnose erstellen, aber meistens einen Rat geben, was man tun kann und wie man helfen kann.“ Die Menschen, die zu ihr kämen, seien ja in der Regel bereit , etwas zu verändern. Oft hätten Tierärzte ihre durch die Gedankenübertragung gewonnenen Erkenntnisse im Nachhinein bestätigt. Zudem erhalte sie viel positives Feedback von den Tiereignern. Auch bei der Suche nach entlaufenden oder verschwundenen Tieren habe sie bereits helfen können, sagt die Tierkommunikatorin. Bei ihrem eigenen Hund sei die Telepathie allerdings schwierig, räumt Merja Molander-Wichert ein. „Da ist zu viel Wunschdenken dabei.“

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