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Joey Kelly kennt keine Limits

Joey Kelly zu Gast  in Harsefeld mit seinem Vortrag "No Limits". Fotos: Berlin

Joey Kelly zu Gast in Harsefeld mit seinem Vortrag "No Limits". Fotos: Berlin

Der Musiker, Extremsportler und Unternehmer Joey Kelly war in der Harsefelder Firma Pankel zu Gast. Vor mehreren hundert Menschen erzählte er von seiner Vergangenheit mit der „Kelly Family“ und sein Leben als Extremsportler.

Von Daniel Berlin Samstag, 06.07.2019, 19:00 Uhr

Im Internet kursieren hunderte Fotos von Joey Kelly. Auf einigen sieht er wohlgenährt aus, auf anderen mager, fast schon ausgemergelt. Am Sonnabend in Harsefeld spannt das schwarze Sakko etwas an Kellys Taille. Selbst ein Extremsportler wie Kelly erlebt solche und solche Tage. Der 46-Jährige zitiert das Motto des ehemaligen Fußballfunktionärs Reiner Calmund und macht es offenbar gern zu seinem: „Besser fett und fit, als schlank und schlapp.“ „Fitness bringt Lebensqualität.“ „Macht was, fangt an!“ „Was mich weiterbringt, sind Ausdauer, Ziele, Wille, Mut und Leidenschaft.“

Das sind die zentralen Botschaften des sportlichen Teils des Kelly-Vortrags in der Pankel-Werkshalle in Harsefeld. Keine sonderlich kreativen Botschaften, aber allgemein gültig allemal. Kelly kann aber noch viel mehr erzählen. Allein seine Vita als jemand, der die sportliche Herausforderung und das Extreme liebt, kommt wie eine Motivationsspritze für Hobbysportler und Sportmuffel daher. Die Masse machts, die Distanzen, die unmenschlichen Bedingungen.

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Im Internet kursieren hunderte Fotos von Joey Kelly. Auf einigen sieht er wohlgenährt aus, auf anderen mager, fast schon ausgemergelt. Am Sonnabend in Harsefeld spannt das schwarze Sakko etwas an Kellys Taille. Selbst ein Extremsportler wie Kelly erlebt solche und solche Tage. Der 46-Jährige zitiert das Motto des ehemaligen Fußballfunktionärs Reiner Calmund und macht es offenbar gern zu seinem: „Besser fett und fit, als schlank und schlapp.“ „Fitness bringt Lebensqualität.“ „Macht was, fangt an!“ „Was mich weiterbringt, sind Ausdauer, Ziele, Wille, Mut und Leidenschaft.“

Das sind die zentralen Botschaften des sportlichen Teils des Kelly-Vortrags in der Pankel-Werkshalle in Harsefeld. Keine sonderlich kreativen Botschaften, aber allgemein gültig allemal. Kelly kann aber noch viel mehr erzählen. Allein seine Vita als jemand, der die sportliche Herausforderung und das Extreme liebt, kommt wie eine Motivationsspritze für Hobbysportler und Sportmuffel daher. Die Masse machts, die Distanzen, die unmenschlichen Bedingungen.

Stakkatohaft donnert es Kelly via Mikrofon heraus. Das Wandern zum Südpol, der Wüstenlauf in Nairobi, der Lauf quer durch Deutschland, der durch das Tal des Todes in Amerika, acht Ironmans in einem Jahr, mehr als hundert Marathons insgesamt, Brasilien, Australien, Kanada, Schweiz, USA, Deutschland. 24 Stunden laufen unter Wasser, 24 Stunden laufen gegen die Rolltreppe. Zugegeben. Die beiden Letzteren sind Schwachsinn. Das sagt Kelly genau so. Aber sie seien auch Schwachsinn für den guten Zweck. Joey Kelly hat in den vergangenen Jahren bei seinen sportlichen Unternehmungen Spenden in Millionenhöhe eingesammelt und das Geld an Kinder in Not weitergegeben.

Kellys sportliche Laufbahn begann mit einer Wette. Mitte der 1990er Jahre tönte er vor seiner Schwester, er könne locker einen Triathlon absolvieren. Ohne Vorbereitung sprang er ins Wasser. Im Schmetterling-Stil war er bald mit seinen Kräften zu Ende. Schließlich hielt er sich an einer Boje fest. „Sonst wäre ich abgesoffen“, sagt Kelly. Das Harsefelder Publikum klatscht und lacht. Überhaupt zieht Kelly die Menschen mit seinem trockenen Humor schnell in seinen Bann. Am Ende fast eines jeden Satzes nimmt sich der Mann selbst auf die Schippe. Das kommt an. Kelly schwamm schließlich wieder zurück ans Ufer, entschied sich dann aber doch, erneut auf die Strecke zu gehen. Beim Laufen am Ende habe er sogar noch zwei ältere Männer überholt, die sich unterhalten haben. Seiner Schwester hatte er zuvor gesagt, er werde gewinnen. Er wurde nicht Letzter.

Joey Kelly nutzt für seinen Vortrag die Macht der bewegten Bilder, untermalt mit eindringlicher Musik. Kelly steht auf einer Tribüne, auf der Leinwand hinter ihm sehen die Zuschauer den erschöpften, den jubelnden oder den weinenden Kelly. Die Emotionen sind nur allzu verständlich bei den Strapazen, die sich Kelly freiwillig aussetzte.

Während der Wanderung am Südpol herrschten 40 Grad minus, beim Lauf durch das Tal des Todes in Kalifornien dagegen bis zu 50 Grad plus im Schatten. „Es gab nur keinen Schatten“, sagt Kelly. Zu Fuß marschierte Kelly 875 Kilometer von Wilhelmshaven bis auf die Zugspitze. Ohne Geld. Er durfte nicht betteln, er durfte keine Geschenke annehmen. Er lebte davon, was die Natur hergab. Von einem bei Würzburg frisch überfahrenen Hasen und von Schnecken, deren Schleim er danach tagelang erbrach. „Man glaubt ja nicht, wozu man fähig ist“, sagt Kelly.

Nach 17 Tagen und 23 Stunden erreichte er schließlich die Zugspitze. Natürlich filmte ein Kamerateam die Ankunft und zoomte ganz nahe ran, um die Mimik des Extremsportlers einzufangen, und um die bewegten Bilder im Anschluss zu einem emotionalen Beitrag zusammenzuschneiden. Vor eineinhalb Jahren erreichte Kelly das Ziel nach 15 Tagen. Er legte weniger Pausen ein und schlief weniger. „30 Prozent geht über den Willen“, sagt er. Dagegen ist der nächste Trip mit Sohn Luke ein Sonntagsausflug. Mit einem 50 Jahre alten Bulli fährt Kelly ohne Geld und Verpflegung von Berlin nach Peking.

Joey Kelly hat schon viel gemacht für Geld. Die ganzen Shows von Stefan Raab mit Wok-WM und Turmspringen, Sponsoren und TV-Stationen finanzieren einige seiner Unternehmungen. Mit seinem Vortrag „No Limits“ tourt er durch die Lande, mit Zwischenstopp in Harsefeld. Drei Dinge würde Kelly nicht für Geld machen, verrät er. „Dschungelcamp, Big Brother und Homestorys“ – Privates ist tabu. Ansonsten lässt er die ganze Welt seit mehr als 40 Jahren an seinem Leben teilhaben.

„Gibt hier jemand zu, dass er die Kelly Family mag?“

„Ich habe ganz viele kostenlose CDs dabei. Die will eh keiner mehr haben.“

„Vor 40 Jahren begannen wir mittellos in Italien. Wer die Kelly Family hasst, sollte sich bei den Italienern beschweren.“

„Unser Bus fuhr höchstens 60 km/h. Auf der Straße waren wir auch nicht beliebt.“

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